Seit einigen Jahren nehme ich mir am 31. Dezember nicht mehr irgendetwas Dolles für die nächsten zwölf Monate vor. Genaugenommen gar nichts. Nicht nur nichts Dolles.
Alle bisherigen Vorsätze haben sich im Ergebnis mehr oder weniger als eine Mischung aus Damoklesschwert und 60er-Jahre-Katechismusunterricht erwiesen. Man strebt nach Besserem und Schönerem und hat im Übereifer die Trauben viel zu hoch gehängt: Die Ansprüche und Ziele sind unerreichbar. Das frustriert und macht schlechte Gefühle: Neid (warum schaffen es die anderen?), Minderwertigkeitsgefühle und Selbstmitleid (warum immer ich, die scheitert?), Angst vor Krankheit gepaart mit Genussunlust (warum sind Spaßmacher - Wein, gutes Essen, Zigaretten, Couchpotatoetum – ungesund?).
Einige Frustrierte mögen sich wie in Äsops Fabel mit der Antwort des Fuches helfen, der angesichts der Vergeblichkeit, die Trauben zu erreichen, frechweg behauptet: "Eigentlich sind sie mir ja auch viel zu sauer!" Man kann das natürlich so machen. Für uns aufrechte Perfektionisten ist das selbstredend keine Lösung. Noch dazu, weil wir nicht darüber hinwegsehen können, dass der schlaue Reineke als Lügenbold und Bösewicht recht wohl bekannt ist. Dann lieber ganz die Finger weg von den Trauben – außer natürlich, sie befinden sich im oben genannten Aggregatzustand aus der Spaßmacherabteilung.
Es gibt Fälle, da haben Menschen am Jahresende die tollsten Verbesserungen erzielt, obwohl (weil?) sie mit null Vorsätzen ins Jahr gestartet waren. Es handelt sich hierbei zum einen um jene besondere Spezies der Glückskinder, die auf der Sonnenseite des Lebens wohnen, nicht säen, nicht ernten, und trotzdem jeden Morgen mit einem zartknusprigen Croissant aufwachen, das der liebe Gott ihnen kurz zuvor in den Mund gesteckt hat. Zum anderen handelt es sich um Normalos wie Du und ich, die auch mal einen kleinen Glückstreffer erzielen durften und dann selig mit einem knuffigen Plüschschwein vom Schießbudenstand nach Hause hüpfen („5!!! Kilo weniger ohne Diät!“, „2 Jahre erfolglos auf Partnerbörsen unterwegs und dann läuft mir der Traummann einfach so bei Aldi übern Weg!“).
Soll man sich denn gar nichts mehr für das Neue Jahr vornehmen? Weit gefehlt! Aber anstatt sich mit knebelnden Absichtserklärungen zu umstellen, könnte man den Blick vielleicht auf realistische Vorhaben lenken, für die günstigenfalls schon ein paar Rahmenbedingungen geschaffen sind, die Halt geben, Konkretion und Motivation.
Zwei solcherart Vorhaben, die für mich mit dem Jahr 2014 verbunden sein werden, verrate ich jetzt und hier:
Im Frühjahr werde ich ein klitzekleines Buch in einem klitzekleinen Verlag über eine klitzekleine Insel veröffentlichen! Meine erste literarische Veröffentlichung in Printform, nach dem Tuppek-E-Book (das ganz, ganz eventuell auch in einiger Zeit noch ein echtes Druckmäntelchen übergeworfen bekommen könnnte, aber psst, ungelegtes Ei …). Es ist toll, bei so einem Projekt auf zwei echte Bücherliebhaber als Verleger zu treffen, die einfach ihr Ding machen, unkonventionell, mit großer Leidenschaft für gut gestaltete Bücher, mit Lebenslust und Offenheit und dem Mut, sich von Marktdiktaten kaum beeindrucken zu lassen. (Sobald es Neuigkeiten über das klitzekleine Buch aus dem Wiener Verlag gibt, werde ich sie hier im Blog bekanntgeben.)
Im Sommer werde ich erstmals zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur an den Wörthersee fahren. In den vergangenen Jahren habe ich sie stets gemütlich zuhause vom Fernseher aus verfolgt und kommentiert. Nun ist Ortsbegehung angesagt. Literaturbetriebsausflugwatching live in Klagenfurt gehört zu den Dingen, die ich immer schon mal machen wollte. Am liebsten wäre es mir ja, der ORF lüde mich als eine der vierzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Wettbewerb um den Bachmannpreis ein. Aber den Wahrscheinlichkeitsrechner müsste ich erst noch erfinden, der mit allem Schnick und Schnack ermittelte, ich stünde selbstverständlich auf der Einladungsliste. Nun hat der Lieblingsmensch in seiner Eigenschaft als Christkind dafür gesorgt, dass ich die ausgebliebene Einladung auf keinen Fall mehr als Vorwand benutzen kann, um mich vor der Fahrt ins sommerheiße Klagenfurt zu drücken. Mh. Fahr ich halt ...
Irgendwie scheint mein 2014 ein wenig österreichlastig zu sein. Daschjanding. Darauf eine Sachertorte! Oder doch lieber Kaiserschmarrn?
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Britta (Donnerstag, 09 Januar 2014 17:33)
Wie wusste schon der Volksmund?
Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten !
Darauf doch einen feinen Marillenschnaps !
Das P. Kind (Donnerstag, 09 Januar 2014 18:52)
Ist hoch erfreut und gespannt
Atalante (Montag, 20 Januar 2014 09:53)
Ahoi, ich bin gespannt auf Inselbuch und Seebericht.