Bald ist es wieder soweit: Die Bischöfe werden die Sinnentleerung des Weihnachtsfestes beklagen.
Wie wird der Sinn des Weihnachtsfestes entleert? Ganz einfach, indem man dessen Sinn darin sieht, viel zu kaufen, viel zu essen, viel zu trinken, statt im Gebet innezuhalten und die Christmette zu besuchen. Was die Bischöfe also meinen, ist Sinnentleerung durch Sinnverkehrung, eine beliebte rhetorische, wenn nicht gar Denkfigur. Wir wollen sie uns merken, nun aber ein wenig profaner dem Thema nachdenken.
Um Sinn zu entleeren, muss er vorher irgendwo drin gewesen sein. Es braucht eine Form, in der ein bestimmter Sinn ein bestimmter Sinn ist. Dieser Sachverhalt wird sehr schön durch den Ausdruck „Worthülse“ veranschaulicht . Der Ausdruck „Worthülse“ bezeichnet ein Wort, aus dem der Sinn gepalt ist wie Erbsen aus der Schale. Eine leere Schote macht so wenig Sinn, wie eine „Worthülse“ ihn hat.
Worthülsen-Verwender sind Menschen, die einem wissentlich oder aus Gedankenlosigkeit ein Wort geben, das nichts enthält. Sehr gut funktioniert das bei Worten, die bombastisch daherkommen und schon in aller Munde waren: Freiheit, Liebe, Wahrheit, Ehre. Wenn Autos Shell und Edeka-Läden Lebensmittel lieben, und wenn „Liebe ist, wenn es Landliebe ist“, wird es schwierig, jemandem mit dieser durchgekauten Schote noch etwas Bedeutsames mitteilen zu wollen.
Neben der Sinnentleerung qua Abnutzung gibt es auch jene, die aus Widersinn, gar Unwahrhaftigkeit erwächst: Gibt jemand sein „Ehrenwort“, hat aber letzten Endes doch Björn Engholm beschatten lassen, oder bezieht jemand einen „Ehrensold“, ist aber letzten Endes aus Strafverfolgungsgründen zurückgetreten, dann darf man solchen Jemands ihre leeren Schoten vor die Füße werfen und rufen: „Du schlecht Männeken, glaubst du ich sei dumm-dumm und hätte nicht mitgekriegt, dass Dein Tun und Reden meilenweit auseinanderliegen?“
Merke: Insofern der Ausdruck „Worthülse“ gleichbedeutend ist mit „sinnentleertes Wort“ bzw. „hohles Wort“, verbietet sich der Ausdruck „leere Worthülse“. Er ist genauso sinnlos wie ein „schwarzer Rappe“ oder ein „männlicher Papst“.
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