"Dahinter" Graz

Es gibt da diese Kurzgeschichte.

Sie heißt "Dahinter" und variiert das Thema "Sehen". Vor gut fünf Jahren ist die erste Fassung entstanden. Einige LeserInnen hielten sie für "großartig", andere für "uninteressant" und "überfrachtet". Mir schien sie noch nicht rund und ausgereift, darum habe ich sie immer mal wieder hervorgeholt, beschliffen, unterfüttert, auf Eis und an die Sonne gelegt, bis sie genieß- und veröffentlichbar erschien.

 

"Dahinter" thematisiert mein Literaturverständnis. Die alte hermeneutische Frage: Was steckt hinter den Sätzen? Steckt etwas dahinter? Die Vorstellung von LeserInnen als Sinn-Hebammen, die die tiefere Bedeutung der Texte ans Licht bringen wollen. Aber vielleicht ist es ja eher so wie bei der Titelfigur Coprian, der verzweifelt den Vorhang zur Seite schieben will, sehen will, was "dahinter" ist, und immer weniger sieht. Vielleicht gilt tatsächlich: "Entscheidend ist, was sich auf der Oberfläche zeigt." Plus Traditionswissen und Unterhaltungswert.

 

Die Redaktion der Grazer Literaturzeitschrift LICHTUNGEN fand den Text okay und hat ihn im aktuellen Heft (156/2018) abgedruckt.

 

Radio Helsinki fand ihn auch okay und hat ihn (in Auszügen) für die Sendereihe „Mit den Ohren lesen und schreiben“ szenisch  umgesetzt.

 

Radio Helsinki ist der erste nicht-staatliche und nicht-kommerzielle Radiosender Österreichs. 1995 gegründet und da noch nach schöner Piratensendermanier in wechselnden Wohnungen stundenweise aktiv, ist Radio Helsinki mittlerweile lizensiert und stellt seit dem Jahr 2000 mit gut 150 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ein vierundzwanzigstündiges Vollprogramm auf die Beine, das lokal auf der Frequenz 92,6MHz, aber auch weltweit im Livestream empfangen werden kann.

Das Piratenemblem ist themenentsprechend variiert: Statt Voll- die radioaffine Ohransicht, statt gekreuzter Knochen lieber gekreuzte Wattestäbchen (manche sagen, es handele sich um Mikrophone - aber ich kenne keine Mikrophone, die oben und unten gleich aussehen.)

Der Name "Radio Helsinki", der erstmal nicht wenig verwundert, scheint gar keine "tiefe Bedeutung" (jaha, Hermeneutik! Oberfläche!) zu haben, sondern ist das Ergebnis einer Umfrage, bei der die Hörerinnen und Hörer einst mehrheitlich für diesen Namen gestimmt haben.

Die szenische Umsetzung von "Dahinter" ist hier nachzuhören. Ab Minute 26:07.

 

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