Kurze Geschichten - "Umschweife"

Um von A nach B zu kommen, geht Wrobel über C. Der Umweg ist ein Gewölk von Verästelungen und zieht Zeit. Die ist ein kostbares Gut und gehört in die Welt des Luxus´.

Während man in A bereits spült, ist in B das Essen noch nicht auf dem Tisch. Es wird erwogen, Beschwerden an den „Verein zur Verlangsamung der Bewegung“ zu senden.

 

In C lässt man über sich ergehen, was Wrobel zu er­zählen hat. Noch eine Verästelung und wieder eine. So macht Wrobel sich keine Freunde. Die sind ein kostbares Gut und ge­hören in die Welt des Luxus´. Wie schön es hier ist, denkt Wro­bel und rutscht aufge­regt auf seinem Stuhl. „Noch ein Tässchen, bitteschön“, ruft er der hübschen Rothaari­gen hinterher. Die aber hat hier gar nichts verloren. Freundlichkeit steht im Rang zwei Grad über Wohlwol­len. Der Herr Ober überhört Wrobels Bitte und kurbelt die Mar­kise hoch. Feier­abend.

 

Während in A bereits die Lichter ausgehen, kommt in B endlich das Essen auf den Tisch. Enthaltsamkeit ist eine andere Form des Lustgewinns. Langsam kehrt Ruhe ein.

 

C ist kein Ort für Luxusgüter. Abends treffen am Ortsausgang die Übriggebliebenen aufeinan­der und zünden vertrocknete Äste an. Die Wolken ziehen am ro­ten Him­mel weiter, und keiner weiß, ob in A jemand vermisst, in B je­mand erwartet wird.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0