Jenseits des Großburgwedels - 11

Welchen Anteil hat eigentlich Mit-, Co- oder wie-auch-immer-Au­torin Nicole Maibaum an dem Bestseller „Jenseits des Protokolls“?

Sie selbst sagt, sie habe sich Mitte Januar 2012 „gedacht, dass Frau Wulff sicher viel zu berichten hätte“. Daraufhin habe sie Veronica Ferres gesimst und dann einen Tag nach dem Großen Zapfenstreich einen Anruf von Frau Wulff erhalten. Ab Mitte März habe man sich 10-12 Mal in Großburgwedel getroffen. „Das Diktiergerät lief im­mer so drei, vier Stunden.“ Man habe auch öfter miteinander telefo­niert und dann war Ende Juli, Anfang August schon alles fertig. Herr Wulff habe die Kapitel gelesen und seine Einflussnahme (Streichungen) auf den Text „hielt sich im Rahmen .“

Gefragt nach der einfachen, eher jugendlichen Sprache im Buch und ob das eher ihr eigener oder Frau Wulffs Stil sei, antwortet Frau Maibaum nur so viel: „Das finde ich überhaupt nicht. Ich fin­de, es ist ein sehr sachlicher Stil, tendenziell nüchtern. Es ist nicht lustig geschrieben, das wäre auch falsch. Ich finde nicht, dass es den Eindruck erweckt, es sei von einer jungen Frau geschrieben. Überhaupt: Was heißt jung, jugendlich? Bettina Wulff ist 38. Es ist eine klare Sprache, weil sie eine sehr klare Frau ist.“

Wer jetzt sicher weiß, aus wessen Feder „Jenseits des Protokolls“ stammt, möge mir das bitte verraten. Wer es nicht weiß, dem kann ich nur noch sagen, dass Frau Maibaum 1971, Frau Wulff 1973 ge­boren wurde. Und notabene: Lustigkeit liegt immer im Auge des Betrachters.



Am Ende des Kapitels über „Die Medien“ wird Herr Wulff, ich würde sagen, mh, ja, doch, man könnte sagen: abgewatscht: Er hät­te mit Informationen „durchaus anders umgehen sollen“, auf die Salamitaktik besser verzichtet, das Dampfablassen auf Diekmanns Mailbox sei „ein riesengroßer Fehler gewesen“, in der Presse sei er insgesamt schlechter weggekommen als seine Frau, usw. usf.

Da frage ich mich: Was soll ich von Herrn Wulff und seiner Lektü­re des Enthüllungs-Manuskripts halten? Was für Textstellen hat er eigentlich gestrichen? Ist Herr Wulff vielleicht ein Masochist? Oder ist er beim Lesen eingeschlafen, plötzlich standen die zwei Autorin­nen im Zimmer, riefen: „Nun, wie findest Du´s?“, er bekam es mit der Angst und hat dann schnell alles freudig durchgewunken??

Die Antwort auf all diese Fragen wohnt im Lührshof zu Großburgwe­del. Doch da öffnet zur Zeit niemand die Tür.



Kapitel 15 „Der Rücktritt“

Wie war das noch gleich Frau Maibaum? Keine „einfache, eher ju­gendliche Sprache“? „(E)in sehr sachlicher Stil, tendenziell nüch­tern“? Und dann solche Formulierungen: „Warum konnte er nicht einfach nur sagen: ´Ich trete zurück!`, und der Drops war damit ge­lutscht.“? Ja, irgendwie ist das schon nüchtern, vielleicht eher er­nüchternd.

Und wo, Frau Maibaum, ist da die „klare Sprache“ der klaren Frau, wenn diese ständig hin- und herschwankt zwischen: Ich rede mei­nem Mann nicht in seine Angelegenheiten rein – und – „machte ich daher Druck und sagte zu Christian: ´Es muss etwas passieren`“, und es „war gut, diese Entscheidung (Rücktritt, DB) gemeinsam (…) getroffen zu haben.“? Zwischen: „Ich kam nur noch schwer an Christian und sein Beraterteam heran, die mehr oder weniger rund um die Uhr im Büro tagten“ - und - „Wir haben viel gesprochen.“? Zwischen: Wir waren „ein Team“ - und – „Aber deswegen wollte ich mich nicht selbstverständlich als untrennbares Doppelpack über einen Kamm scheren lassen.“ Alles ein großes Sowohl-Als-auch, vulgo, Wischiwaschi. Überkompensiert, hohl. So hohl wie die Erwägungen in Sachen Dresscode für den Tag des Rücktritts: Die Wahl fällt auf (wie könnte es anders sein?) „eines meiner Lieblingskostüme von Rena Lange.“ Nix extra Geschneidertes, sondern ein im Schrank hängendes Wohlfühl-Kostüm. Das wurde erst ein paar Wochen zuvor getragen, „beim Empfang der Sternsinger“. Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr: Kaspar, Mel­chior und Balthasar ...

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Bis heute nix kapiert... (Samstag, 22 September 2012 23:23)

    ... Maibaum, Wulff, Ferres, Maschmann, Rossmann - alle aus dem Stalle Narziss, die merken nichts mehr.
    Liebe DB, vielen Dank für Ihr Stehvermögen, dafür, dass Sie sich immer wieder durch den belanglosen Text gemüht haben - Ihre Zusammenfassungen haben Freude gemacht! Herzlichst, TF

  • #2

    Britta Langhoff (Mittwoch, 06 Februar 2013 22:34)

    Worüber ich in diesem Zusammenhang ja immer noch schmunzele, ist der Titel eines Frühwerks von Frau Maibaum, betitelt mit "25 Wege, sich an seinem Ex zu rächen" . Wer hört da wohl nicht die Nachtigall trapsen...

  • #3

    walk-the-line (Donnerstag, 07 Februar 2013 09:37)

    Hoffentlich hat Herr Wulff sich den Ratgeber gekauft. Damit er ein bisschen präpariert ist für die noch ausstehenden 23 Wege.