Wir gingen

Wir gingen den Feldweg entlang, über Stock und Stein, unter der Sonne, die uns hinderte. Wir gingen zu schattigen Plätzen, damit wir länger aushalten konnten. Das Schwirren des Sommertages sollte uns nichts anhaben. Das ging eine ganze Zeit lang gut.

 

Dann wurde es schwierig. Wir wollten uns keine Blöße geben und taten, als wäre es ein Leichtes, weiterzumachen wie bisher. Als der Regen einsetzte, schauten wir uns an, als seien wir heiter. Doch da hatten wir noch den Rückweg vor uns. Wir gingen davon aus, erreichen zu können, was wir uns vorgenommen hatten. Also gingen wir weiter, zuversichtlich, in entgegengesetzter Richtung.

 

Wir gingen und kamen nicht hinterher, hinter unsere geheimen Vorstellungen, das Begehren, die Absicht und das Wollen. Als hätten wir keine Zeit. Die drängte wie schlüsselschwingende Ladenbesitzer, die uns hier raushaben und endlich Feierabend machen wollten. Uns blieb wenig Zeit, dabei dehnte sie sich vor uns aus, lasziv langsam, wir hätten bloß hinschauen und uns trauen müssen.

 

Es gingen merkwürdige Dinge vor sich. Man muss das nicht problematisieren. Wir gingen weiter. Und ich dachte, ich müsste stehenbleiben und warten. Da kam einer der Ahnen des Weges und mahnte, die Zeiten, sie änderten sich. Sollte ich also mit großem Hallo, forsch voran und so weiter? Galt nicht mehr, was galt, wie ich es gelernt hatte? Ich erging mich in Selbstzweifeln und tat, als flanierte ich, Wortkundige sprechen in diesem Zusammenhang auch von „lustwandeln“.

 

Wir gingen, bis der Mond meinte, er habe nun genug gesehen. Jetzt war alles nur noch eine Frage der Scham, der Ausdauer und der Verzweiflung.

 

 

 

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